Das Gesicht giftgrün, der Blick bedrohlich, der rote Titel auf dem schwarzen Hintergrund - eine Darstellung, die man heute eher mit einem Horrorfilm in Verbindung bringen würde. 1940 bewarb jedoch genau dieses Bild einen vermeintlichen Spielfilm, welcher insgesamt 19,6 Millionen Zuschauer*innen in die Kinos lockte. Schon das Filmplakat des bekannten NS-Propagandafilms “Jud Süß” von Veit Harlan suggeriert den antisemitischen Grundgedanken der nationalsozialistischen Ideologie.
Es bot daher auch einen gelungenen Einstieg für das Filmseminar unter der Leitung von Arndt Klingelhöfer, einem Referenten des "Instituts für Kino und Filmkultur" mit Sitz in Wiesbaden, welches am 15. Juni 2023 im Rex-Kino stattfand. Etwa 100 Schüler*innen der MSS 12 des Paul-von-Denis-Gymnasiums nahmen in Begleitung ihrer Geschichtslehrkräfte an der Veranstaltung, die bereits das dritte Mal in dieser Form stattfand, teil.
Die Methodik des aufwendigen Propaganda-Apparats unter der Leitung des “Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda” Joseph Goebbels wird zwar häufig im Unterricht anhand von Plakaten erarbeitet, entsprechende Kinofilme werden jedoch inzwischen als “Vorbehaltsfilme”, die bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung aufbewahrt werden, eingestuft, so dass sie nur im Zusammenhang mit einer professionell geleiteten Analyse und historischen Einordnung gezeigt werden dürfen.
Nach einem Überblick über die die Filmindustrie betreffenden Einschränkungen und die stigmatisierte Darstellung von Juden während des Nationalsozialismus erhielten die Teilnehmenden drei Leitfragen, die sie während des Filmes zum kritischen Denken zusätzlich anregen sollten. Bereits in der kurzen Pause im Anschluss an den Film tauschten sich die Schüler*innen über die Handlung, die Ideologie und den Missbrauch filmischer Mittel für propagandistische Zwecke aus. Dies vertiefte Arndt Klingelhöfer durch die detaillierte Analyse einiger Filmelemente. Neben unmittelbar erkennbaren Aspekten wie der Zuschreibung negativer Charaktereigenschaften an Juden und dem daraus entstehenden Feindbild fanden sich auch subtilere Mittel, die teilweise erst im Laufe der Besprechung deutlich wurden. So wurde der Mehrheit der Teilnehmenden erst bei näherer Betrachtung bewusst, dass es sich bei vier jüdischen Nebenfiguren um denselben Schauspieler handelt, wodurch die Nationalsozialisten ein weiteres ihrer stereotypen Bilder der jüdischen Bevölkerung propagieren wollten, nämlich den Juden ihre Individualität und Menschlichkeit abzuerkennen.
Im Nachhinein überraschte es, wie unterschwellig Ideologie durch Propaganda transportiert werden kann, insbesondere da andere bekannte Propagandafilme der Zeit, wie etwa Leni Riefenstahls “Triumph des Willens” (1935), den Fokus auf eine Glorifizierung der NS-Diktatur legen, so dass die Propaganda hier aus heutiger Perspektive deutlicher erkennbar ist. Aus dem Seminar konnten die Schüler*innen nicht nur historische Fakten mitnehmen, sondern es erinnerte außerdem daran, weshalb es so wichtig ist, kritisch zu denken und Sachverhalte zu hinterfragen. Ein großes Dankeschön möchten wir an dieser Stelle dem Referenten Herrn Arndt Klingelhöfer sowie Herrn Tobias Sauer, dem Betreiber des Rex Kinos in Schifferstadt aussprechen. Organisiert wurde die Veranstaltung von unserer Geschichtslehrerin Frau Quinttus-Gebelein, die zur Förderung der Veranstaltung die Landeskoordination "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz gewinnen konnte.
Joana Langhauser und Johanna Maria Willenbücher (MSS 12)