Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, Ehemalige und Freund/innen unseres Hauses,
vor circa einem Jahr habe ich ernsthafter angefangen darüber nachzudenken, was ich wohl sagen werde, wenn ich diese Schule verlasse.
Ich bin oft durch den Wald gejoggt und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Dabei gingen mir ganz verschiedene Ideen durch den Kopf. Aber immer wieder habe ich alles, was ich mir hätte vorstellen können, wieder verworfen, vielleicht auch ein bisschen verdrängt. Ich wollte nicht so recht wahrhaben, dass diese Stunde kommen wird
Nun ist sie da! Und doch wieder ganz anders, als zu erwarten war, denn die Ereignisse haben sich überschlagen. Nichts ist mehr so, wie es vorher gewesen ist.
Für euch und Sie nicht – und für mich auch nicht !
Ja, sehr geehrte Mitglieder der Schulgemeinschaft, dieses Schuljahr war und ist einzigartig und wir werden uns immer an dieses Schuljahr 2019/20 erinnern. Es wird sich hoffentlich so niemals mehr wiederholen.
Wir mussten in dieser Zeit umdenken und lernen, dass ein Virus unser ganzes Leben, unsere ganze Welt auf den Kopf stellte. Wir wussten, dass diese Zeit schwierig und außergewöhnlich werden würde. Eine Zeit, die uns als Menschen wieder auf den Prüfstand stellte, weil sie uns zeigte, dass alles Streben nach materiellen Gütern letztlich nicht zählte, sondern Gesundheit, Nähe, Vertrautheit die wahren Schätze sind, die uns bereichern. Das ist es, was uns als Menschen ausmacht, was wir aber zum großen Teil vergessen oder verdrängt hatten in der Geschäftigkeit unserer Welt, in dem globalisierten Wahn der Gigantomanie , die uns täglich zu neuen Ufern peitscht, u.a. zur Selbstoptimierung bis zum „geht nicht mehr“.
Diese Pandemie hat uns gezeigt, wie verletzlich wir letztendlich sind und wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Sie hat uns gelehrt, auf uns aufzupassen und Rücksicht zu nehmen, auf das Leben und auf unseren Planeten. Unsere Selbstverständlichkeiten haben sich aufgelöst, die Sicherheiten ebenso.
Wir mussten als Mitglieder der Schulgemeinschaft alle diese Erfahrungen machen.
Es gab aber auch einige positive Nebeneffekte, denn wir wurden von jetzt auf gleich ins kalte Wasser der Digitalisierung geworfen. Nun galt es, nicht nur darüber zu reden, was wir wollen, was wir brauchen, was wir nicht brauchen. Es galt, wirklich tätig, kreativ zu werden, zu überlegen, wie man den Lernstand wahren und noch ein bisschen fördern könnte. Große Herausforderungen, dem Zeitdruck geschuldet, sicherlich nicht optimal, aber für das, was machbar war, wohl genügend. Es ist uns gelungen, das Abitur unter diesen widrigen Bedingungen durchzuführen und unser schönstes Ergebnis war natürlich, dass alle Schülerinnen und Schüler, alle Abiturientinnen und Abiturienten bestanden haben.