Winterzeit ist Vorlesezeit. Das gilt nicht nur in vielen Familien, sondern auch an unserem Gymnasium. Wie könnte man sich jetzt schöner die Zeit des Wartens auf das Weihnachtsfest und die Winterferien verkürzen oder dunkle Stimmungen angesichts der immer länger werdenden Nächte vertreiben? Und wenn das Vorlesen noch als Wettbewerb veranstaltet wird, kommt ein zusätzliches willkommenes Element der Spannung hinzu. So wurden von den Deutschlehrerinnen und -lehrern der sechsten Jahrgangsstufe in den vergangenen Wochen klasseninterne Vorlesewettbewerbe im Rahmen des Vorlesewettbewerbes des Deutschen Buchhandels durchgeführt, aus denen sechs Klassensiegerinnen und -sieger hervorgingen. Diese kamen dann am Donnerstag, den 7. Dezember 2017 zum Schulentscheid zusammen.
In der ersten Vorleserunde trugen sie aus von ihnen selbst ausgesuchten Büchern vor, die von Beginn an Kälte und trostlose Trübseligkeit des Wetters vergessen ließen. Wer kann sich auch schon dem Zauber und Humor entziehen, wenn etwa ein kleiner Pinguin in einem Koffer auf der Arche Noah mitgeschmuggelt wird, obwohl das Pinguinkontingent mit zwei bereits genau erfüllt ist, und sich nun aus dem Gepäckstückinneren als Gott ausgibt, dessen Anblick erblinden lässt, damit der Koffer ja nicht geöffnet wird? Oder wenn ein Bube Kohl und Scrabblespielen bei seiner Oma weniger prickelnd findet, das Diebesgut, das sie so alles zusammengeklaut hat, aber schon? Überhaupt zeigte die Buchauswahl eine ausgeprägte Vorliebe für die Verbindung von Spannung und Humorvollem und vom drögen Alltag sich weit Entfernendem. Die Vorleser waren Anna-Maria Velec (Klasse 6a), Eva Kiesow (Klasse 6b), Jona Heller (Klasse 6c), Nico Krönes (der kurzfristig für den erkrankten Klassensieger Maximilian Herrmann einsprang, Klasse 6d), Sarah Sommer (Klasse 6e) sowie Florian Knaak (Klasse 6f).
Die Jury bewertete die Leseleistungen nach den Kriterien Lesetechnik, Interpretation und Textauswahl. Sie setzte sich zusammen aus den Deutschlehrern der sechsten Jahrgangsstufe Frau Mattner, Frau Schomber, Herrn Tränkle, Herrn Wehrmeister und Dr. Weickert, verstärkt durch Svea Penn, Schülerin eines Deutschkurses der MSS 12. Sie hielt die Klassensieger auch in mehreren Fotografien fest.
Einer langjährigen Tradition unseres Gymnasiums folgend, durften die Klassensieger jeweils einige Mitschüler mitbringen, die neben den Juroren den Vorlesern aufmerksam lauschten. Diese trugen in der zweiten Vorleserunde nach kurzer Vorbereitung aus einem ihnen bis dahin unbekannten Buch vor. Hierfür hatte die Jury den 2014 erschienenen Roman „Anders“ des bekannten Kinder- und Jugendbuchautors Andreas Steinhöfel ausgesucht, und zwar den Erzählanfang, der neben Humorvollem viel Geheimnisvolles und auch Verstörendes enthält. Der Umgang der verschiedenen Figuren miteinander ist nicht immer rücksichts- und liebevoll, und es ereignet sich ein schlimmer Unfall. Erst nach 263 Tagen erwacht der elfjährige Felix Winter aus dem Koma, ist danach aber anders und möchte dann auch so genannt werden, nämlich „Anders“. Ohne zu viel verraten zu wollen, handelt dann das Buch vom Umgang von Menschen miteinander, von Liebe und Freundschaft, von Irrwegen und Abgründen von Kindern (und Erwachsenen) und vom Erwachsenwerden. Dabei mutet auch in diesem Roman Andreas Steinhöfel dem kindlichen wie dem älteren Leser viel zu und ermutigt ihn damit. Die sechs Klassensieger erhielten den Roman zum Weiterlesen und Weiterverleihen am Ende des Vorlesewettbewerbes als Anerkennung für ihre Leistung geschenkt.
Als Schulsieger des Vorlesewettbewerbes kürte die Jury nach kurzer Beratung Florian Knaak aus der Klasse 6f. Damit ist er für die nächste Runde des Vorlesewettbewerbes qualifiziert, die Anfang 2018 ausgetragen wird. Hierfür wünschen wir ihm viel Glück und vor allem Vorlesefreude.
Dr. Rainer Weickert