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Hangzhou – die Schöne am Westsee

Drachenboote gleiten über das Wasser, kleine Hügel mit schmucken Tempeln und Pagoden säumen das Ufer, Menschenmassen stehen an den Bootsanlegestellen, um einen Platz zu ergattern. Im Vergleich mit Shanghai wirkt die Achtmillionenstadt beschaulich und naturnah. Wir nahmen, nachdem wir am frühen Abend unser Hotel bezogen hatten, am Vormittag des darauf folgenden Tages bei klarem Himmel und Sonnenschein die Sehenswürdigkeiten dieser bezaubernden Stadt in Augenschein. Wesentlich kleinere Häuser, viele Parks und Gartenflächen sowie der herrliche See mit seinen Seerosen und den exotischen Schiffen kamen einer deutschen Bäder-Idylle gleich. Teehäuser luden ein zum Verweilen, ganze Familienclans saßen dort, um den berühmten grünen Tee einzunehmen und Korn am Stiel zu nagen, die gesündere Variante zu unseren, Pommes rot-weiß". Zahllose Radfahrer/innen auf Mieträdern säumten die den See umgebenden Wege und Pfade, Enten ließen sich von kichernden Kindern füttern und Hochzeitspaare posierten für die Kameras.

Wir versuchten, diese Momentaufnahmen des Chinesischen Lebens mit unseren Kameras zu bannen. Brigaden von meist älteren Landbewohnern, noch im grauen Mao-Look gekleidet und alle mit roten Schirmmützen ausstaffiert, folgten ihrem Tour-Guide, der mit Regenschirm oder mit einer hochgehaltenen Flagge aus der Menge herausstach. Überall belauerten uns fliegende Händler, die alle möglichen (und kitschigen) Waren anpriesen, seien das Billigkopien von Markenhandtaschen oder Uhren (Wannra buy Lolex???), Schirme, Plüschtiere und Pandamützen aus Kunstfell, Drachen (zum Fliegen) oder Laserpointer (hier verboten). Die jugendlichen Teilnehmer unserer Reisegruppe versuchten, diesen Anstürmen zu trotzen – doch am Schluss hatten einige etwas gekauft, was sie eventuell gar nicht wollten. – Dann eben für die Lieben daheim!

Ein Geschenk, das gut ankam, war hingegen der grüne Tee, der auf einer etwas außerhalb gelegenen herrlichen Plantage , welche an ein Weingut erinnerte, wäre dort nicht eine tönerne überdimensionierte Teekanne sichtbar gewesen, angebaut und verkostet wurde. Der First Flush ist der kostbarste grüne Tee und würde selbst dem Kaiser schmecken. Die zweiten und dritten Ernten unterscheiden sich für Kenner definitiv in Geschmack und Preis. In einer Teezeremonie wurde unsere Reisegruppe in die Geheimnisse der Tee-Mysterien eingeführt und genoss daneben noch Teeaufbautabletten, Teegebäck, Teekonfekt (welches sich als staubtrocken herausstellte!), versuchte Teecreme (für eine glatte Haut) und befühlte Seidenkissen, ähnlich unserer Kirschkernkissen, mit Teefüllung für Ruhe und Entspannung. Der grüne Tee fördert die innere Harmonie und wirkt beruhigend auf den Stoffwechsel. Außerdem hilft er bei der Fettverbrennung, denn aufgrund der ihm eigenen natürlichen Bitterstoffe hat er eine positive Wirkung auf die Produktion der Gallensäfte. In einem beeindruckenden Verkaufsgespräch gelang es der charmanten Chinesin, unsere Schüler und die Lehrer in den Bann der heilenden Kraft dieses grünen Wundermittels zu schlagen und regen Umsatz zu machen. Wir haben lange an diesem schönen Souvenir!

Ebenso berühmt wie der grüne Tee ist die Seide aus Hangzhou. Lange Seidenstraßen, in denen sich die Händler in kleinen Ladenlokalen Seite an Seite präsentieren, an die alten Handwerkerviertel im Mittelalter erinnernd, luden ein zum Flanieren und zum Geldausgeben. So manches schöne Seidentuch oder Kleidungsstück lockte in den Auslagen – Preisangaben gab es selten. Wenn man dann ein Lädchen betritt, muss man zunächst nach dem Preis fragen. Der Verkäufer hält aber schon den Taschenrechner in der Hand, denn diesen ersten Preis bezahlt man natürlich nicht. Man handelt! Die Kunst des Handelns beruht darauf, dass beide ihr Gesicht behalten – der Verkäufer will ein Geschäft machen, der Kunde auch. Man feilscht bis zum Geht-nicht-mehr! Und dann geht man siegreich aus der Schlacht hervor, wobei der Händler immer noch ein Geschäft gemacht hat – versteht sich. Handeln, feilschen gehört einfach dazu. Wenn man es sich einmal angewöhnt hat, ist das Einkaufen hierzulande langweilig, denn das Beuteschema fehlt.

Als dritte Besonderheit gibt es Perlenfabriken in Hangzhou. Unzählige kleine Schmuckläden bieten herrliche Perlenschnüre feil, die nur einen Bruchteil dessen, was man hier bezahlen muss, kosten und qualitativ sehr hochwertig sind. Unsere Schülerinnen deckten sich mit Ohrschmuck und Ketten sowie Armbändern ein, aber auch die Mamas wurden mit schönen Andenken bedacht. Aber auch die Esskultur ist in Hangzhou ein besonderes Erlebnis. Frische Teigtaschen und Gemüsetörtchen sowie Nudelsuppen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und Maiskolben sowie grüner Tee sorgten tagsüber für das leibliche Wohl und stillten den kleinen Hunger. Und immer wieder Obst, viel Obst!

Auf der Old Hefangstreet, der Kulturstraße Hangzhous, wo Kitsch mit Kunsthandwerk konkurriert und man alles Erdenkliche vorfindet, was man schon immer haben wollte, wurden wir auf ein bemerkenswertes Kulturdenkmal aufmerksam gemacht. Wir besuchten eine inmitten der hektischen Betriebsamkeit der Straße liegende historische Apotheke, die aber eher einem Medizinmuseum der fernöstlichen und damit der besonderen Art glich. Riesige Ginsengwurzeln waren in überdimensionierten Gläsern zu sehen, dann Schlangen und exotische (tote)Tiere, Skorpione, Spinnen, Leguane, getrocknete Innereien und viele Kräuter. Mörserschalen und Mörser deuteten darauf hin, dass diese Ingredienzien vermahlen wurden, um dann als Pulver genommen oder als Paste auf betroffene Stellen des Körpers aufgetragen zu werden. Die ,,moderne" Weiterentwicklung dieser Apotheke an der nächsten Ecke unterschied sich allerdings nicht grundlegend. Die Chinesen trinken grundsätzlich neben ihrem Tee sehr viel lauwarmes Wasser, um ihr System zu unterstützen. Kalte und kohlensäurehaltige Getränke sind verpönt. Bei Erkältungen werden Lakritzpastillen und Tinkturen verabreicht, die das Schwitzen befördern. Überhaupt ist die traditionelle chinesische Medizin ganzheitlicher als die westliche, die oft die Teilbereiche allein mit „schwerem Geschütz" behandelt, Nebenwirkungen inklusive.

Biegt man von der Kulturstraße ab und ersteigt eine kleine Anhöhe, bekommt man einen entzückenden Blick über die Stadt und den See. Bei herrlichem Sonnenschein lösten wir die Eintrittskarten für den gewaltigen Zen-buddhistischen Ling Yin Tempel, in dessen Eingangsbereich eine dreidimensionale Sicht der Stadt Hangzhou aus der Zeit der Mingdynastie gezeigt wurde. Der See, künstlich angelegt und mit geringer Tiefe, wurde eigens für die Drachenbootrennen angelegt und diente Regatten. Noch heute werden große Festivals rund um den See veranstaltet und es finden diverse nächtliche Feuerwerke statt, die Touristenströme aus nah (vor allem Shanghai) und fern anziehen. Durch schmale Treppenhäuser mit Wendeltreppen gelangt man in die obere Etage des Tempels, der bei Nacht atemberaubend mit Tausenden von kleinen Lichtern angestrahlt wird. Dort hat man einen beeindruckenden Blick über Hangzhou und den See und erblickt in Gänze die Schönheit, ja die Lieblichkeit der ganzen Umgebung. Somit hatte das chinesische Sprichwort recht. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme.

In einem sich dem Tempel anschließenden kleineren Gebäude residierte ein lächelnder, überdimensionierter, goldener Buddha inmitten von Räucherstäbchen und Glockenspielen. Die Ruhe, Beschaulichkeit und die Aura des Buddha nahmen den Besucher gefangen und hielten zu einer inneren Einkehr an.

Der Abstieg führte wieder hinein in das bunte Treiben auf der Hefangstreet und zurück zum Parkplatz, wo Harry mit dem Busfahrer schon wartete, um uns zurück nach Shanghai zu bringen, wo wir den Nachtzug nach Xi'an besteigen sollten, um unsere neue Partnerschule kennen zu lernen und die Schülerinnen und Schüler ihren Gastfamilien zuzuführen.


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