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Die Reise nach Xi'an in der Provinz Shaanxi

Wir bestiegen den Nachtliner nach Xi'an, das ca. 1600 km von Shanghai entfernt liegt. Im Zug selbst befanden sich Vierbettkabinen (je zwei übereinander) und alles war recht eng, aber gemütlich. Es gab Bettwäsche und Vorhänge, nur die sanitären Anlagen lassen zu wünschen übrig. Aber es geht. Jedenfalls für eine Nacht. Am Bahnhof selbst kauften wir noch tonnenweise Verpflegung für die lange Nacht ein, um gegebenenfalls der Schlaflosigkeit entgegenzuwirken. Aber nach etwa elf Stunden Fahrt durch das Land kamen wir recht gut ausgeschlafen in unserer neuen Partnerstadt an. Eine Delegation der Schule stand bereit, als wir den Zug verließen, und ein Bus brachte uns in die Schule No.89, die sich schon zum Empfang gerüstet hatte. Ein riesiges Transparent bzw. Spruchband in Rot begrüßte die Gäste aus Schifferstadt, uns wurden Blumen und kleine Präsente in den Arm gelegt und unter dem Jubel der Schülerinnen und Schüler dieser Best School (so heißt dort in China das Gymnasium) wohnten wir einer Showdarbietung auf dem Schulhof bei, in der sich in prächtigen historischen Gewändern kostümierte Schülerinnen und Schüler ansprechend präsentierten. Wir wurden dann in den Besprechungsraum geführt, wo sich die Schulleitung, Teile des Kollegiums, die Gastfamilien und geladene Schülerinnen und Schüler eingefunden hatten, um uns willkommen zu heißen. Die Tische waren herrlich dekoriert, Obstschalen, Blumen, Tee und andere Getränke waren vorbereitet. Einen solchen Aufwand hätten wir uns nie und nimmer vorzustellen gewagt und wir alle waren tief bewegt. Dias aus Schifferstadt mit den Stationen des Deutschlandbesuchs der chinesischen Delegation wurden mit stimmungsvoller Musik untermalt an die Wand projiziert und riefen schöne Erinnerungen wach.

Herr Liu, der Schulleiter, begrüßte uns mit einer freundlichen Ansprache und ich antwortete ihm mithilfe der jungen Dolmetscherin, einer Deutschlehrerin der Schule, die uns während der Woche begleiten sollte. Zusammen mit ihrer ebenfalls gut deutsch sprechenden Kollegin und dem Vizeschulleiter nahmen sie sich unserer Gruppe an. Dann wurden unter Blitzlichtgewitter die Jugendlichen unserer Gruppe ihren Familien zugeteilt und Blumen überreicht. Celine Wiesner, eine unserer Schülerinnen, bemerkte im Nachhinein, „dass die Schüler sehr an den Deutschen interessiert gewesen seien. Keiner hatte Angst, uns Löcher in den Bauch zu fragen. Wir fühlten uns wie kleine Berühmtheiten. Egal wo wir waren, die Handykameras waren unsere ständigen Begleiter – sogar in den Klassen und das trotz der vielen für uns außergewöhnlichen Regelungen."

Die Herzlichkeit der Aufnahme und die vielen liebenswürdigen Gesten überwältigten uns alle. Wir Lehrer wurden zum Essen mit der engeren Schulleitung und den Vertretern des Oberschulamtes geführt, wo wir nun richtiges, hervorragendes chinesisches Essen kennenlernen durften. Zartes Gemüse, kleine, fein marinierte Fleischhäppchen, Fisch, Nudeln (wenig Reis: denn dieser ist ,,Armeleuteessen"), Suppen, Pilze, gefüllte Maultäschchen in allen Varianten (Gemüse, Fisch, Huhn, Rind, Schwein, Lamm), feine Tees und herrliche Soßen wurden vor uns ausgebreitet. Da wir kein Besteck, sondern nur Stäbchen gereicht bekamen, mussten wir wohl oder übel die feinen Speisen mit etwas Anstrengung auf unseren Teller befördern, doch bald erinnerten wir uns durch unsere vergangenen Reisen in das Land an diese Fertigkeit und verbesserten uns zusehends. Lächelnde Kellnerinnen, die nur um unser leibliches Wohl besorgt waren, brachten immer neue Speisen in unser separates Zimmer im oberen Stock des Restaurants, denn wenn Chinesen essen gehen lassen sie sich nicht lumpen. Sie dinieren dann in einem Chambre Separee', weil die Wohnung zuhause zu klein für eine größere Gesellschaft ist. Dieser Raum besitzt neben dem großen runden Tisch mit einer eingebauten Lazy Susan auch einen riesigen Flachbildschirm (der Fernseher läuft immer) und manchmal auch eine eigene Toilette.

In manchen Restaurants wird zunächst ein heißes Tuch für die Hände gereicht, auch Schürzen und Tücher zum Bedecken der Garderobe am Stuhl, um diese nicht zu beschmutzen, sind Standard. Im Eingangsbereich der Gaststätten finden sich immer wieder riesige Aquarien, in welchen sich die frischen, für den augenblicklichen Verzehr gedachten Fischspezialitäten (lebendig) befinden. Auch Hummer mit zusammengebundenen Scheren fristen ein freudloses Dasein, denn sie werden bald in irgendeinem siedenden Topf enden, um die berühmte rote Farbe zu bekommen und ihre Scheren mit Nussknackern ähnlichen Instrumenten zerstören zu lassen.

So nahmen wir unseren Lunch ein, tranken auf das Wohl unserer beiden Völker und machten erste Pläne für die Woche. Die chinesischen Gastgeber hatten sich einige besondere Sehenswürdigkeiten ausgesucht, die sie uns unbedingt zeigen wollten. Neben der Schule und den Besonderheiten des chinesischen Systems sollten wir die berühmte Terrakotta Armee besuchen, Völkerkundemuseen anschauen und eine Landpartie machen. Ebenso stand in Xi'an ein Besuch der historischen (aber wieder neu erbauten) Stadtmauer auf dem Programm, auf deren breiten Plateau man 14 km rund um die Stadt mit einem Mietfahrrad fahren konnte. Xi'an war vor rund 5000 Jahren das Zentrum des Reichs der Mitte, denn es war das Zentrum an der berühmten Seidenstraße, die über Kleinasien nach Europa führte. Die Stadt erblühte mit dem wachsenden Wohlstand und war Sitz des Kaisers Qin Shi Huang, der als erster das Land einen und die Provinzen unterwerfen sollte. Sein Grabmal ist inmitten der von ihm in Auftrag gegebenen Terrakotta Armee, die im Totenreich seine Bewachung

übernehmen sollte. Dort flossen Quecksilberflüsse und es wurden künstliche Himmel aus Diamanten entworfen, die das weltliche Reich in allen Details für das Jenseits abbilden sollten. Die Terrakottakrieger waren alle individuell bemalt und zeigten die Vielfalt der menschlichen Physiognomien auf. Zufällig entdeckte ein Landarbeiter in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts eine solche Figur und vermutete zunächst einen Leichnam. Man grub und entdeckte zahllose Relikte aus der Zeit des ersten Kaisers – die riesigen Museumsgebäude wurden über den archäologischen Fundstätten gebaut uns sind noch heute lebendige Ausgrabungsstätten. Ein goldener Hut war übrigens noch nicht dabei, wennschon Goldschätze , Jade, Grabbeigaben und viele, viele Tonfiguren mit Pferden und Wagen einen anschaulichen Beweis einer zivilisierten, reichen und martialischen Zeit liefern. Das eigentliche zentrale Grab des Kaisers, ein Erdhügel, ist noch nicht geöffnet und wird es wohl auch nie, denn die Gefahr des Einsturzes ist vorprogrammiert und der Ertrag ist somit von vorne hinein in Frage zu stellen. Die Zeugnisse jedoch, die in Vitrinen und in den Ausgrabungsstätten von Nahem zu bestaunen sind , zeugen von der Größe und dem Größenwahn des Herrschers, der für die Gegenwart der Region einen riesigen Touristenboom beschert hat und so über den Tod hinaus an die Gründung des Reichs in imposanter und höchst lebendiger Anschaulichkeit erinnert. Die Museen von Xi'an unterfüttern den Gründungsmythos und die ganze kaiserliche Herrlichkeit mit zahlreichen Funden aus der Region, sodass die Geschichte den Reisenden stets begleitet und ihm die bewegte Vergangenheit dieser Metropole stets vor Augen hält. Aber auch der muslimische Kulturkreis hat sich in Xi'an Denkmäler gesetzt. Die islamische Straße versetzt den Besucher in eine andere Welt, denn überall sitzen Frauen mit Kopftüchern und nichtasiatischen Gesichtszügen, die Marktwaren und Lebensmittel verkaufen. Die Fleischspieße und die leckere Lammfleischsuppe, die es hier für wenig Geld zu kaufen gibt, duften herrlich, die Süßwaren, klebrig und bunt, zeugen von unermesslichen Kalorien. Es gibt Trödel und Tand, aber auch außergewöhnliche Bekleidung und kleine Kostbarkeiten aus Jade, Metall und Gold sowie die üblichen Markenimitate als Taschen und Trendbekleidung. Inmitten des bunten Treibens tut sich ein Ort der Ruhe auf: eine Moschee inmitten einer wunderschönen, uralten und schon fast dekadent anmutenden Umgebung mit kleinen Tempelchen aus der Zeit vor der Islamisierung und Innenhöfen, magischen Farben und verwunschenen Ecken. Gegen einen kleinen Eintritt kommt man in diese wunderbare Oase hinein und wandelt auf den Spuren einer anderen Kultur mitten in China. Nachdem der Betrachter sich vom Trubel der Straße rund um den alten Glockenturm, deren es zwei im Zentrum von Xi'an gibt, erholt hat, geht es wieder weiter in Richtung Stadtzentrum, das das 21. Jahrhundert erreicht hat. Hier gibt es moderne „Allerweltsläden" in Form von Boutiquen und feinen Restaurants, McDonald's und Starbuck's Cafes. Das Zentrum wird austauschbar – diese Innenstädte mit modernen Einkaufsstraßen findet man überall in den Städten, die wir bereist haben, wieder. Aber die Besonderheit, nämlich das alte, ursprüngliche China, liegt (Gott sei Dank) nicht weit davon entfernt. Das sollten wir im Verlauf der Woche noch kennen lernen.

In der Schule verbrachten wir sowie die Schülerinnen und Schüler mit ihren Gastgebern viel Zeit, denn sie wie auch wir nahmen am Unterricht. soweit es ging und sinnvoll war, teil. Unsere Austauschgruppe sollte einen vertieften Einblick gewinnen in die unterschiedlichen Abläufe des chinesischen Lebens und Alltags, über das Schulsystem und über die Kultur Asiens generell. So lag es denn nah, den Sportunterricht mit Ballspielen, Tai Chi und Schattenboxen , den Musikunterricht mit traditioneller chinesischer , aber auch mit moderner Musik und die bildende Kunst mit der wunderschönen Kalligraphie, die unsere Schüler erst einmal (in Ansätzen) erlernen mussten, zu besuchen. Der Englischunterricht sowie die Naturwissenschaften boten sich ebenfalls zum Studieren an. Und so hospitierten wir in kleinen Klassenzimmern, die bis zu 60 Schülerinnen und Schülern beherbergten, welche vor Unmengen aufgestockter Bücher hockten und ab und zu ein Nickerchen machten. Die sehr beengten Klassenzimmer waren aber auf der anderen Seite alle mit modernster Technik wie Beamern und Laptops ausgestattet, die von den Lehrkräften eifrig genutzt wurden. „Auf dem Schulhof", so Celine, „fiel unseren Schülerinnen und Schülern ein Schaukasten auf, in dem die besten Schüler mit Bild gezeigt wurden. In einem Gespräch fragten wir einige chinesische Schüler nach ihrer Meinung zu diesem Schaukasten. Diese waren jedoch nicht in der Lage, uns darauf eine Antwort zu geben. Generell wurde nie öffentlich die Schule oder der Staat und dessen Handeln angezweifelt. Genau diese Meinungsfreiheit, die für uns in Deutschland als sehr wichtig empfunden wird, wird dort mit allen Mitteln verhindert. Dass Schüler traurigerweise in vorangeschrittenem Alter nicht in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese selbstbewusst zu vertreten, wurde uns an einem weiteren Beispiel mehr als bewusst. Informationen über den chinesischen Nobelpreisträger Liu Xiaobo wurden komplett zurückgehalten, Internetseiten wurden gesperrt und keine Medien durften darüber berichten."

Im Unterricht wird kein Wert auf eine Selbsttätigkeit gelegt, was wiederum die Beobachtungen unserer Schülergruppe bestätigte: es wurde im Dreischritt Vorsagen, Nachsprechen, Abhören unterrichtet und eine methodische Individualisierung des Unterrichts nicht ins Auge gefasst. Höflich erhebt sich der Schüler, wenn er eine Frage beantworten soll. Man darf niemand einfach aufrufen: der Schüler würde, wenn er die Antwort nicht wüsste, sein „Gesicht" verlieren. Gesicht wahren ist eine typisch asiatische Eigenheit: man sagt lieber ja, wenn man nein sagen möchte. Das führt zu allerlei rhetorischen Verbiegungen, welche auch westliche Manager nach nächtelangen zähen Verhandlungen und einem scheinbar nahe liegenden Erfolg manchmal wieder bei Null anfangen lässt, weil alles anders gemeint war. Interkulturelles und soziales Management sind also neben der fremdsprachlichen Kompetenz für die Verhandlungspartner unabdingbare Voraussetzungen für eine gelingende Kommunikation.

In den Zwischenpausen verlassen die Schüler den engen Klassensaal, um auf dem Hof (alle tragen als Schuluniform eine Art legeren Trainingsanzug) zu Musik, die aus überdimensionierten Lautsprechern dringt, gymnastische Übungen zu machen oder zu essen. In den Cafeterien (es sind mindestens drei) werden für die tausendfache Schülerschaft einfache, aber nahrhafte Speisen bereit gehalten. Meist kommen die Kinder und Jugendlichen sowie die Lehrerschaft mit einem eigenen Schüsselchen, um sich die Mahlzeit einfüllen zu lassen und dann mit den eigenen Stäbchen zu verzehen. Die Tische sehen nachher entsprechend aus, aber Trupps weiß gekleideter Frauen und Männer aus dem Service wischen alles wieder blitzsauber.

Auch wir nahmen unsere Mahlzeiten in der Cafeteria ein: einen Morgenkaffee gab es nicht, dafür Sojamilch oder grünen Tee, hartgekochte Eier und eine Art Porridge, aber ohne Geschmack. Nun, die kulinarischen Highlights kamen sowieso erst wieder am Abend, wenn wir mit den unterschiedlichsten Gruppen aus dem Oberschulamt oder der Schulleitungsebene in diversen einheimischen Restaurants die chinesischen Kostbarkeiten probieren durften. Abend für Abend bezauberten uns die schon erwähnten Maultäschchen in allen Variationen, Gemüse und immer wieder frischer Fisch, Huhn (mit allen Knochen und Kopf) sowie köstliche Suppen schmeichelten unseren Geschmacksnerven sowie der Figur, denn durch die geringen Mengen an Kohlehydraten setzen die Speisen weniger an als in unseren Gefilden. Die vielbeschworenen chinesischen „Spezialitäten" wie Hund oder Affenhirn blieben übrigens aus, einmal, weil sie in dieser Region traditionell gar nicht verspeist werden und die Hunde nicht die geliebten Haushunde, sondern speziell für den Verzehr gezüchtete Arten sind, und auch, weil man die Gäste erfreuen und nicht schockieren möchte. Gambei wird immer wieder eingefordert: „Mach das Glas leer." Und so sitzt man am runden Tisch und wird immer wieder zum Anstoßen auf Ex aufgefordert. Es gilt als besondere Ehre, mit den Gästen anzustoßen und ihnen so die Aufwartung zu machen. Dass es sich dabei um manchmal 70prozentigen Alkohol handelt, spielt dabei keine Rolle, Die Chinesen sind da hart im Nehmen und fordern dies von ihren Gästen ein. Jemand unter den Tisch zu trinken gilt als sportliche Aktion. Ich suchte mir eine nahestehende Pflanze, die ich heimlich mit dem Hochprozentigen begoss. Leider weiß ich nicht, was aus ihr geworden ist.

In der Schule beginnt die Woche mit dem Fahnenappell, der zum Anlass genommen wird, 5000 und mehr Menschen auf dem großen Sportplatz zu versammeln und nach dem Hissen der Fahne und dem Erklingen der Nationalhymne die Schüler und den Lehrkörper auf die Ziele der Woche einzuschwören. Sei es, fleißiger zu sein, um den Gao Kao zu bestehen (der Abschluss, der zum Zugang der Universität berechtigt, unserem Abitur gleichgestellt) oder bei einem Sportfest zu siegen: alle guten Vorsätze werden beklatscht und (hoffentlich) umgesetzt. Nachgeprüft und evaluiert haben wir das im Rahmen eines im Schulmanagement mittlerweile implementierten Benchmarking Prozesses nicht. ☺☺ Das Emoticon unterstreicht den Ernst des letzten Vorhabens.

Die Tage in der Schule No.89 erscheinen lang und anstrengend, denn erst nach Sonnenuntergang verlassen die Schüler die Schule, um sich zuhause auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Dieser Kreislauf vollzieht sich rund um die Uhr, Woche für Woche, auch am Samstag und am Sonntag, ohne nennenswerte Pausen im Jahr, außer beim Chinesischen Neujahrsfest im Februar (1 Woche) und im Sommer (8 Wochen). Ansonsten werden in den Ein-Kind-Familien alle Hoffnungen in den Sprössling gesetzt. Die Ausbildung, sprich die Schule, und der Gao Kao sind das Wichtigste im Leben und nehmen einen zentralen Stellenwert ein. Die Eltern tun alles, um ihrem Kind das Beste zu ermöglichen und sie bringen zum Teil große Opfer. Lange Trennungen werden in Kauf genommen, wenn etwa eine Familie aus der Mongolei ihren Sohn in Xi'an zur Schule schickt, weil dort z.B. die sportliche Begabung am besten gefördert wird. Alle Schulbücher werden zentral eingeführt und verwendet: so kann der Schüler aus Xi'an nahtlos in Hangzhou weiterlernen, falls er umziehen sollte. Tests jagen einander, eine Überprüfung folgt der nächsten. Die Schüler haben mit einem ungeheuren Erfolgsdruck zu kämpfen. In den Wochen vor dem zentralen Abschussexamen (Gao Kao) liegen die Nerven blank. Mit dem Erfolg der Schüler steigt das positive Ranking der betreffenden Schulen.

In solchen Zeitenbeweisen sich gute Freunde. Mädchen gehen genau wie Jungen Hand in Hand – so zeigt man freundschaftliche Verbundenheit. Liebespaare findet man nicht. Es ist verpönt, sich mit dem anderen Geschlecht etwa mit Küsschen oder Händchenhalten in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dieses (normale) Verhalten wird dem Bereich des Privaten zugeordnet und würde öffentlich die Moral in Frage stellen. Hier kommt auch die Partei ins Spiel, die eine ,,Harmonische Gesellschaft" anstrebt, in welcher alle emotionalen Bewegungen im Gleichgewicht sein sollten.

Nach so viel Schule wurden wir von einer früheren Austauschlehrerin und ihrer Familie aufs Land eingeladen. Wir verbrachten den Tag bei strömenden Regen außerhalb von Xi'an in einer lieblichen Gegend, die nicht allzu sehr an China, sondern eher an die Weinstraße erinnerte. Ein Weingut hätte sehr wohl in diese Gegend gepasst, denn sie sanften Hügel und die Teeplantagen waren in unserer Vorstellung mit heimischen Bildern gut vereinbar. Wir nahmen ein bescheidenes, aber dennoch nahrhaftes und sehr gutes Mittagessen unter dem Zeltdach eines kleinen Ausfluglokals ein und besuchten dann das Elternhaus unserer Kollegin, die ihren Vater und die Stiefmutter auf unseren Besuch vorbereitet hatte.

In einem Raum, der auch als Garage genutzt wurde, nahmen wir auf winzigen roten Holzschemelchen Platz und genossen den sofort servierten grünen Tee. Dazu gab es Granatäpfel und immer wieder Mandarinen. Die Gastgeber waren herzlich, lachten gerne und wir setzten unsere Rundfahrt gestärkt und wohlgelaunt fort. Da der Ehemann unserer netten Fahrerin Chemiker von Beruf war und die Wasserreservoirs der Stadt betreute, führte uns das nächste Ziel zu einem Staudamm, der einen atemberaubenden Naturblick gewährte. Die Farben grün, grau, blau und gelb sowie ein in diesen Farben reflektierender Himmel waren berauschend und boten pure Schönheit. Wir waren überwältigt. Auf dem Nachhauseweg hielten wir an einer ehemalig aristokratisch-kaiserlichen Wohnanlage an, die zu einem Museumsdorf umgestaltet war. Da wir die einzigen Besucher an diesem verregneten Sonntag waren, konnten wir die Anmutung der Räumlichkeiten, die eine fast surreale Atmosphäre vermittelten, genießen und Puppenspielern bei einer Probe zusehen. Zurück in Xi'an besichtigten wir noch die berühmte Wildganspagode, deren Spitze über zahllose verwinkelte Treppchen und Zwischenetagen zu erreichen war und einen schönen Rundblick über die Stadt gewährte.

Nach diesen Einblicken in das ländliche China begaben wir uns müde und mit neuen Eindrücken erfüllt in unser Hotelbett und freuten uns auf den nächsten Tag, den wir mit dem stellvertretenden Schulleiter verbringen sollten, der uns ebenfalls eine etwas andere Sicht auf das Land, das wir ja bisher hauptsächlich nur durch seine Städte kannten, vermitteln wollte. Auf ging es zum Famen-Tempel, einer riesigen und damit auch überaus beeindruckenden buddhistischen Pilgerstätte vor den Toren der Stadt Xi'an, in welcher uns überdimensionierte Statuen willkommen hießen und eine Prachtstraße von mehreren Kilometern zum Allerheiligsten führte. Nach so vielen Räucherstäbchen und wallfahrenden (jungen!) Chinesen, die sich vor den Gottheiten verneigen und ihnen ihre Referenz erweisen, fuhren wir in ruhige gebirgige Landstriche, um uns mit einer Seilbahn auf einen Berg bringen zu lassen und ein wenig zu wandern. Abwärts ging es mit einem ziemlich maroden Schlitten- Bob Mix, der auf Gleisen zu Tal fuhr und den die Kollegen mutig nutzten. Ich zog Schusters Rappen vor. Unsere Schülerinnen und Schüler hatten ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen in den Familien. Celine berichtete, dass „es dort ganz normal gewesen [sei], dass man, wenn man nach Hause kommt, seinen Schlafanzug anzieht. Zumindest die Gasteltern haben das gemacht. [Anmerkung: In China bedeutet das Tragen des Schlafanzugs am Tag ein sichtbares Zeichen der Freizeit und des Wohlstands, nicht arbeiten zu müssen. Deshalb bedeutet das Schenken von Schlafanzügen das Schenken von Zeit und Muße. Stb.] Das Essen war wirklich sehr gut. Entweder durften wir selbst gekochtes Essen genießen oder die Gastfamilie ist mit uns essen gegangen. Die meisten von uns haben die komplette Familie kennen gelernt. Die Kommunikation mit der Familie gestaltete sich nur ab und zu etwas schwierig, da die Eltern kein Englisch konnten, aber mit dem Austauschpartner als Übersetzer hat alles ziemlich gut geklappt. Die Wohnungen waren sehr unterschiedlich. Einige von uns waren wirklich in tollen Appartements untergebracht, andere mussten beim Anblick von manchen Bädern dann doch schlucken. Aber alles hielt sich im angemessenen Rahmen. Es war unglaublich interessant, wie das Familienleben in Xi'an ablief, Was auch wirklich toll war: dass wir so viel entweder in Kleingruppen mit unseren deutschen Freunden und deren Austauschpartnern oder eben mit der Familie machen konnten. Unsere Partner haben sich wirklich viel überlegt, was sie uns zeigen und was sie mit uns unternehmen können."

In der Schule wurde uns zu Ehren zum Abschied einer viel zu rasch vorübergehenden Woche eine deutsch-chinesische Abschlussfeier organisiert, in welcher unsere Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Chinesen die unterhaltsamen kulturellen Unterschiede der beiden Länder zum Besten gaben. Tränenreich war dann auch der Abschied am darauf folgenden Morgen, was wiederum bewies, wie schnell man sich in eine für uns doch eher exotisch anmutende Kultur einleben kann und dass es überall auf der Welt liebenswerte Menschen gibt. ,,Im Allgemeinen hatten wir das Gefühl, dass sich unsere Austauschpartner riesig gefreut haben, uns endlich bei ihnen daheim aufzunehmen und uns zu zeigen, wie sie leben. Die Woche war eine Woche mit ganz verschiedenen, erschreckenden und wunderschönen Erfahrungen und Eindrücken. Auf jeden Fall hat sie uns die chinesische Lebensart ein klitzekleines Stückchen näher gebracht und war unglaublich spannend." (Celine)

Danke, Xi'an.


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